Die Geschichte des Vodkas (Teil 3)

Die Geschichte des Vodkas (Teil 3)

Alkohol wird verboten

Während des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 untergrub die permanente Trunkenheit der russischen Soldaten deren Kampfbereitschaft und trug zur militärischen Niederlage bei. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges Ende Juli 1914 trat per Dekret des Zaren Nikolaus II. das Alkoholverbot in Kraft, über fünf Jahre vor der uns viel bekannteren Einführung der Prohibition in den USA.

Das sogenannte „Trockenheitsgesetz“ trieb viele Menschen aus der Alkoholindustrie in Arbeitslosigkeit. In ländlichen Gebieten nahm die Schwarzbrennerei rasant zu und das Verbot führte zu einem Einbruch der Staatseinnahmen um ein Drittel.

Lenin verlängert die Prohibition

In den Wirren des Krieges stürzten mit der Oktoberrevolution 1917 die kommunistischen Bolschewiken unter der Führung von Wladimir Iljitsch Lenin den Zaren und übernahmen die Macht in Russland. Zwar übernahm Lenin das Alkoholverbot, musste es aber 1925 aus finanzpolitischen Aspekten kippen, da er eingestehen musste, mit der Vodka-Produktion die Wirtschaft wieder wesentlich ankurbeln zu können. Zuvor waren viele Vodka-Hersteller ausgewandert, um ihre Existenz zu sichern.

Tagesration Vodka für den Rotarmisten

Bereits sein Nachfolger Josef Stalin finanzierte aus dem Gewinn des Vodka-Verkaufs einen beträchtlichen Teil des Staatshaushalts. Er war es auch, der im Zweiten Weltkrieg eine Tagesration Vodka für jeden Sowjet-Soldaten einführte.

Vodka hält endgültig Einzug im Westen

Unter den ausgewanderten Vodka-Produzenten befanden sich uns heute bekannten Marken wie Smirnoff und Gorbatschow, die das Wässerchen nach Westeuropa, Nordamerika und Neuseeland brachten. Trotzdem wurde Vodka zunächst vornehmlich in exilrussischen Gemeinden konsumiert.

In den 1940ern entdeckte Hollywood den Vodka für sich. Doch erst mit dem Einsetzen des Cocktailbooms in den 1950er Jahren entwickelte sich die Spirituose zu einem Weltgetränk. 1954 wurde in den USA die Verkaufsmarke von einer Million geknackt. Mitte der 1960er Jahre übertrafen die Verkaufszahlen des Vodkas die des Gins, ein Jahrzehnt später auch die des Whiskeys.

Anti-Alkohol-Kampagne in der UdSSR

In der Sowjetunion erreichte der Vodka-Konsum erschreckende Ausnahme. Daraufhin führte der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow 1985 Maßnahmen zur Prävention von Alkoholmissbrauch ein. Für die Produzenten war das zwar ein herber Schlag, außerdem führte die Anti-Alkohol-Kampagne zum erneuten Aufblühen der Schwarzbrennereien. Alkoholvergiftungen durch Konsum von billigem Fusel häuften sich.

Endgültiger Einzug des Kapitalismus

Der Zerfall der Sowjetunion 1990 brachte den Kapitalismus nach Russland und damit natürlich auch in die Vodka-Brennereien. Der neue Kreml-Chef Boris Jelzin hob als erstes das staatliche Alkohol-Monopol auf. Investoren aus dem In- und Ausland kauften Destillen auf, der Staat legte andere zu Großbrennereien zusammen. Die Anzahl der Marken wuchs beträchtlich an, damit einhergehend ließ aber die Qualität der Produkte rapide nach. So sah sich der Staat 1993 gezwungen, die Herstellung und den Vertrieb von Alkohol wieder mehr zu verstaatlichen und zu regeln.

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